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Was ist wichtig bei der Produktion von zeitgenössischer inklusiver Kunst?
 
Was ist wichtig für die Präsentation?
 
Wie gelingt es, inklusive Künste weiter zu qualifizieren und fest zu etablieren, auch im ländlichen Raum?

Inklusive Kunst ist starke Kunst! Sie ist vielfältig, inspiriert und eröffnet neue Perspektiven. Sie schafft einen einzigartigen kreativen Raum und verbindet.

Das Europäische Symposium "Inklusive Kunst ist starke Kunst!" im Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Schweiz, ergänzt um Stimmen aus Polen, bot die Gelegenheit, sich zu diesen Fragen im internationalen Kontext auszutauschen, über den Tellerrand zu schauen, sich gegenseitig zu inspirieren und miteinander zu vernetzen. Spannende Beiträge zu ihren Produktionen, Strategien und Visionen boten unter anderem das Kunsthaus kaethe:k (Pulheim bei Köln), die Opernwerkstatt am Rhein (Köln), die Tanz-Kompanie Tatoo (Paris) und das Theater HORA (Zürich). Dargestellt wurden die inklusiven künstlerischen Entwicklungen in Theorie und Praxis in Polen von einer Vertreterin der Universität Stettin, Polen. 

 

Darüber hinaus gab es wichtige Informationen und die Gelegenheit zum Austausch zu Unterstützungsmöglichkeiten für Künster*innen mit Beeinträchtigung, Organisationen der Eingliederungshilfe und kulturelle Institutionen. Elke Ronneberger, Bundesvorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, hat das Symposium feierlich eröffnet. Mit viel Applaus gefeiert wurde die Premiere der internationalen und inklusiven Tanzperformance "Ich bin ich ..." des Tanztheaters Öflingen, erarbeitet unter der künstlerischen Leitung des Choreographen von Dr. Alexandr Azarkevitch.

Dr. Alexandr Azarkevitch, Choreograph, Tanztheoretiker, Kulturmanager und Hochschullehrer in Deutschland und Polen, hat das Europäische Symposium "Inklusive Kunst ist starke Kunst!" initiiert. Das Haus der Diakonie Wehr-Öflingen hat gemeinsam mit Diakonie Deutschland zum Symposium eingeladen. Wir wurden unterstützt vom Werkraum Schöpflin in Lörrach und dem Kulturreferat des Landratsamtes Waldshut. Schirmherrinnen des Europäischen Symposiums "Inklusive Kunst ist starke Kunst!" waren die weltberühmte Violinistin Anne-Sophie Mutter und die Bundesvorständin Sozialpolitik Diakonie Deutschland Elke Ronneberger. 

Rund 70 Kunst- und Kulturschaffende, Wissenschaftler*innen, Leiter*innen und Mitarbeitende von Angeboten der Eingliederungshilfe und Kultureinrichtungen mit und ohne Beeinträchtigung aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Polen sind unserer Einladung gefolgt. Die positive Resonanz auf das Format auch in der Presse war überwältigend und fordert auf zu seiner Fortschreibung. Die nächste Ausgabe des Europäischen Symposiums "Inklusive Kunst ist starke Kunst!" wird im Frühjahr 2026 stattfinden. 

Das Programm und zahlreiche Beiträge finden Sie hier.

Ergänzend finden Sie Informationen zum Beitrag "Kurswechsel Kultur. Netzwerk. Richtung. Inklusion" und der Kulturförderung Baden Württemberg auf diesen Webseiten  www.lkjbw.de/inklusion und https://kulturelle-teilhabe-bw.de/angebot/foerderung/kurswechsel-kultur.

 

Mehr Informationen zum Triofestival finden Sie auf der Trio-Webseite.

Die Fotoreportage von Dr. Alexandr Azarkevitch vermittelt Ihnen einen Eindruck von zwei außerordentlich inspirierten und inspirierenden Tagen. 

  • 1. Was ist wichtig für die Arbeit als bildende*r oder darstellende*r Künstler*in (Schauspieler*in, Tänzer*in, Sänger*in) ?
    Künstler*in sein ist oft eine unsichere Lebensform. Nur wenige Künstler*innen schaffen es, allein von ihrer Kunst zu leben. Künstler*innen müssen ihre Kunst vermarkten. Sie müssen dafür ein Geschäftsmodell finden. Manchmal ist die Arbeit als Künstler*in auch zeitlich begrenzt, zum Beispiel bei manchen Tänzer*innen. Es entwickeln sich aber auch viele neue Möglichkeiten für Künstler*innen mit Behinderung. Wichtig ist der Mut sich zu erproben. Wichtig ist der Mut, das zu machen, was man will. Es gibt viele Mut-machende Beispiele. Zum Beispiel in der neuen Veröffentlichung von Eucrea. Wichtige Entscheidungen sind: Will ich Kunst in meiner Freizeit machen? Oder: Will ich als Künstler*in arbeiten und mein Geld mit Kunst verdienen? Beispiele für die Arbeit als Künstler*in Selbstständige Arbeit Bildende Künstler*innen arbeiten in ihrer Kunst-Werkstatt. Sie suchen nach Ausstellungs-Orten und zeigen ihre Kunst. Sie versuchen ihre Kunst selbst zu verkaufen. Oder: Künstler*innen werden von Galerien entdeckt. Dann kümmern sich die Galerien um Ausstellungen und den Verkauf der Kunst. Manchmal gibt es auch Ausschreibungen von der Stadt, zum Beispiel für Kunst am Bau. Künstler*innen können sich dafür bewerben. Darstellende Künstler*innen bewerben sich für die Mitarbeit in einzelnen Stücken oder Filmen. Infos zu Vorspielen (Castings) für Schauspieler*innen und Vortanzen (Auditions) für Tänzer*innen gibt es im Internet. Künstler*innen die ausgewählt werden bekommen Geld für die Mitarbeit im Stück. Künstler-Agenturen vermitteln Schauspieler*innen und Tänzer*innen an Theater und Filmsets. Das macht zum Beispiel die Agentur Rollenfang in Berlin. Stipendien unterstützen frei-schaffende Künstler*innen bei ihrer Arbeit. Künstler*innen können sich für Stipendien bewerben. Im Internet gibt es viele Informationen zu Stipendien, zum Beispiel beim e-follows-Netzwerk. Ab einem bestimmten Einkommen können sich selbstständige Künstler*innen versichern bei der Künstlersozialkasse. Das ist wichtig für die Kranken-Versicherungund für die Renten-Versicherung. Abhängige Beschäftigung Künstler*innen arbeiten auch als Angestellte. Zum Beispiel als Lehrer*in an Kunst-Schulen und Akademien. Sie arbeiten auch am Theater oder beim Film. Künstler*innen finden die Arbeits-Stelle selbst. Sie bekommen auch Unterstützung von der Künstler-Vermittlung der Agentur für Arbeit. Beschäftigung in der WfbM oder bei einem anderen Leistungs-Anbieter Künstler*innen mit Beeinträchtigung und voller Erwerbsminderung arbeiten auch in Ateliers, Schauspiel- und Tanzgruppen von Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) oder bei anderen Leistungsanbietern. Die Künstler*innen bekommen das Werkstatt-Entgelt für ihre künstlerische Arbeit.
  • 2. Wie werde ich Künstler*in?
    Der Künstler Joseph Beuys (*1921 in Krefeld, †1986 in Düsseldorf) hat gesagt: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Es gibt viele Möglichkeiten künstlerische Talente zu entwickeln. Das geht zum Beispiel durch · Intensive Arbeit · Austausch mit anderen Künstler*innen · Anregung durch Ausstellungen und Theaterbesuche · Kurse an Jugendkunst-Schulen, Musik-Schulen und Tanz-Schulen für Kinder und Jugendliche · Kurse an Volkshochschulen und Akademien für Erwachsene · Ausbildungen · Studium Die Möglichkeiten sind nicht immer barriere-frei. Künstler*innen brauchen viele Kontakte. Sie brauchen ein Netzwerk. Ein Netzwerk hilft, Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Ein Netzwerk hilft, Infos und Aufträge zu bekommen oder Kunstwerke zu verkaufen.
  • 3. Welche Beratungs-, Erprobungs-, Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es für Künstler*innen?
    Hinweis: Es gibt viele Möglichkeiten.Hier kann nur eine Auswahl von Angeboten stehen. Beratung Die Berufs-Beratung von der Agentur für Arbeit berät zu künstlerischen Berufen und Ausbildungen. Die Studienberatungen der künstlerischen Hochschulen informieren über Zugangsvoraussetzungen und Nachteils-Ausgleiche. INTO von Eucrea ist eine (Peer-) Beratung für Künstler*innen mit Beeinträchtigungen. Into berät Ausbildung-Suchende, Studierende und professionelle Künster*innen. Die Eigenständigen unabhängigen Beratungstellen (EUTB) beraten zu Unterstützungsmöglichkeiten. Hier finden Sie das Beratungsangebot in Ihrer Nähe. Erprobung Ein Praktikum hilft bei der Entscheidung, ob der künstlerische Beruf passt. Praktikums-Möglichkeiten gibt es in Ateliers, Theatern, im Museum oder beim Film. Praktikanten und Anbieter von Praktika bekommen Unterstützung. Infos zu Praktika gibt es auf Rehadat. Ausbildungen Die Veröffentlichung von Eucrea „ART+ Inklusive Praxis an künstlerischen Hochschulen“ bietet ab Seite 19 Informationen zu Ausbildungen für kreative Menschen mit Beeinträchtigung · Im Bereich Schauspiel · Im Bereich Tanz · In den bildenden Künsten · In musikalischen Bildungsangeboten Studium Die Veröffentlichung von Eucrea „ART+ Inklusive Praxis an künstlerischen Hochschulen“ bietet Infos zu inklusiven künstlerischen Studiengängen für kreative Menschen mit Beeinträchtigung auch ohne Abitur. Die „Teilhabeempfehlungen für eine inklusive Kultur“ vom Behindertenbeauftragten der Bundesregierung und vom Deutschen Kulturrat geht es um den Zugang zum Kultur-Bereich. Es geht um diese Fragen: Sind Kunst und Kultur offen für Menschen mit Behinderungen? Können Menschen mit Behinderungen im Kultur-Bereich eine Ausbildung machen? Finden Menschen mit Behinderungen Arbeit im Kultur-Bereich? Der Text gibt Handlungs-Empfehlungen. Es gibt noch viel zu tun. Arbeit als Künstler*in Die ZAV-Künstlervermittlung ist ein Angebot der Agentur für Arbeit. Die ZAV-Künstlervermittlung vermittelt Künstler*innen und Filmschaffende, die vor allem ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis suchen.
  • 4. Worauf ist bei der Aus- oder Weiterbildung zu achten?
    Ausbildungen und Weiterbildungen sollten zu einem anerkannten Abschluss mit Zertifikat führen. Die Anbieter von Aus- und Weiterbildung sollten mit der künstlerischen Szene gut vernetzt sein. Die Aus- und Weiterbildungen sollten an die individuellen Bedarfe angepasst werden können. Barrierefreiheit bedeutet: Anpassung von Arbeitszeit und Arbeitsumfang, angepasste Methoden bei der Vermittlung der Lerninhalte, gute Erreichbarkeit der Ausbildungs-/Weiterbildungsstätte. Die Ausbilder sollen Respekt für die Möglichkeiten und Grenzen der Menschen mit Behinderungen haben. Die Ausbilder sollten auch mit Profi-Künstler*innen arbeiten.
  • 5. Welche Unterstützung kann ich für die Aus- oder Weiterbildung bekommen?
    Das Budget für Ausbildung ist für werkstattberechtigte Menschen. Der Arbeitgeber bekommt Geld für die Ausbildung und die Fahrtkosten. Die Arbeits-Agenturen oder Job-Center beraten zur Förderung von Weiterbildungen. Menschen mit Schwer-Behinderung haben das Recht auf eine Arbeits-Assistenz. Eine Arbeitsassistenz liest zum Beispiel blinden Menschen vor. Oder sie übersetzt Texte für gehörlose Menschen in Gebärdensprache. Oder sie gibt Sachen an die Person im Rollstuhl.
  • 6. Wie viel kann ich als Künstler*in verdienen?
    Auf diese Frage gibt es keine klare Antwort. Denn: Es kommt darauf an. Es gibt Arbeitsplätze für Künstler*innen im Arbeitsbereich von Werkstätten für Menschen mit Behinderungen. Dort verdient man ein Werkstattentgelt. Manchmal ist auch eine Festanstellung in Schauspiel- oder Tanz-Ensembles an einem Theater möglich. Dort verdient man ein Gehalt. Nur wenige selbstständige Künstler*innen und Künstler können nur von ihrer Kunst leben. Es gibt Stipendien, auf die sich Künstler*innen bewerben können. Dann bekommt man für eine bestimmte Zeit Geld zum Leben. Manchmal bekommt man mit dem Stipendium auch eine Wohnung oder ein Atelier.
  • 7. Was ist wichtig für die inklusive Zusammenarbeit in Ateliers und Ensembles?
    Wichtig ist die barrierefreie Gestaltung der Zusammenarbeit. Dazu gehört unter anderem die barriefreie Zugänglichkeit der Räume, eine barrierefreie Kommunikation (bei Bedarf Leichte Sprache, Gebärdensprache), die barrierefreie zeitliche Gestaltung der Proben – passender Zeitdauer der Proben, angepasste Zahl der Proben, Pausenzeiten. Angemessene Vorkehrungen in Proben und Aufführungen z.B. persönliche oder technische Assistenz. Respekt für die Möglichkeiten und Grenzen von Künstler*innen mit Behinderung. Talente wollen gesucht und entdeckt werden. Herzoffenheit für Künstler*innen mit Behinderung. Umfängliche Hinweise bietet das Handbuch. Inklusive und barrierefreie Kulturarbeit (2022) Regeln der Zusammenarbeit formuliert das Hora-Manifest.
  • 8. Welche Unterstützung können Ateliers und Ensembles bekommen?
    Bei der Ausbildung von Menschen mit Behinderungen gibt es für Arbeit-Geber Zuschüsse (Budget für Ausbildung). Bei Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen gibt es für Arbeit-Geber Lohnkostenzuschüsse (Budget für Arbeit, Eingliederungszuschuss von der Arbeits-Agenturt oder vom Jobcenter). Es gibt Fördermittel für bauliche Maßnahmen von Aktion Mensch oder von der KfW-Bank oder aus Programmen in den Bundesländern. Es gibt Kulturförderung auf kommunaler, Landes- oder Bundesebene. Einrichtungen der Eingliederungshilfe können sich als Anderer Leistungsanbieter aufstellen: Andere Leistungsanbieter sind betrieblich ausgerichtete Alternativen zur WfbM. Weil Andere Leistungsanbieter flexible und dezentral organisierte Angebote sind, eignen sie sich gut als kulturelle Produktionsstätten. Die Leistungsangebote können den Arbeitsbereich und/oder den Eingangs- und Berufsbildungsbereich umfassen. Andere Leistungsanbieter können auch Arbeitsplätze in Betrieben auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt anbieten.
  • 9. Welche Chancen und Hindernisse bieten sich für Ateliers, Ensembles und künstlerische Ausbildungsformate insbesondere in ländlich geprägten Regionen?
    Auf dem Land gibt es weniger Ausbildungsplätze und Arbeitsplätze für Künste. Universitäten sind oft weiter weg. Es ist wichtig zu prüfen: Welche Unterstützung gibt es für den Weg? Welche Unterstützung gibt es für einen Umzug in die Stadt? Es ist wichtig dass sich die Künstler*innen in einer Region kennen. Darum sind Netzwerke von künstlerischen Angeboten wichtig.
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